Lichtplanung leichtgemacht – Tipps von der Expertin
Wie wichtig die Beleuchtung eines Raumes ist, merken wir meistens erst, wenn sie nicht stimmt und wir uns unwohl fühlen. Das kann leider auch in den eigenen vier Wänden passieren, zum Beispiel wenn man aus einer Laune heraus diese coole Deckenleuchte gekauft hat, die im Schaufenster toll aussah und jetzt zu Hause im Flur Bahnhofsatmosphäre verbreitet.
„So weit muss es nicht kommen, wenn man ein paar Dinge beachtet“, weiß Kirsten Fiebig, die den Dortmunder raumideen-Store leitet und ein Faible für Lichtdesign und Beleuchtungskonzepte hat. Hier kommen ihre Basics in Sachen Lichtplanung.
Geschichten wie die eingangs erzählte hört Kirsten Fiebig häufiger. „Bevor man sich hinreißen lässt, sollte man lieber zu Hause in Ruhe die Beleuchtung planen oder sich im Fachhandel beraten lassen.“ Schließlich hat jeder Raum im Haus oder in der Wohnung eigene Ansprüche an die Ausleuchtung. Im Wohnzimmer soll das Licht beim Fernsehen dezent und beim Lesen hell sein, überm Esstisch blendfrei, in der Küche und am Arbeitsplatz besonders hell, im Schlafzimmer gemütlich …
Für alle Räume gleichermaßen gilt: Als Basis braucht es eine Grundbeleuchtung, also eine gleichmäßige Lichtverteilung. Das können zum Beispiel Einbaustrahler, LED-Panels oder auch Lichtschienen mit verschiedenen Elementen leisten. Besonders stimmig wirkt stets indirektes Licht. Doch so harmonisch diffuses Licht ist, ein Raum ohne Schatten wirkt schnell etwas monoton. Um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen kontrastarmer und kontrastreicher Beleuchtung zu erhalten, hat sich ein Dreigespann von verschiedenen Lichtquellen als ideal erwiesen: Hintergrundbeleuchtung, Akzentlicht und Arbeitsbeleuchtung.
Lichtplanung mit Köpfchen
Wenn die Grundausleuchtung steht, sollte man sich anschauen, welche Zonen im Raum wie genutzt werden und diese dann entsprechend mit Licht ausstatten. Fachleute sprechen von Sekundär- oder Aktzentbeleuchtung, gemeint sind zum Beispiel Stehleuchten, Spiegelleuchten, Wandleuchten oder Tischleuchten. Wenn Sie gerne lesen oder handarbeiten, empfiehlt sich eine Stehleuchte, die möglichst blendfrei sein sollte und direkt auf das Buch strahlt. Auf diese Weise schafft man durch Licht eine Art „Insel“, ohne gleich im ganzen Wohnzimmer Flutlicht zu verbreiten.
Am Beispiel einer Küche erklärt Kirsten Fiebig, wie ein Lichtkonzept aussehen könnte: „Nehmen wir an, Sie ziehen in ein neues Haus oder haben gerade ein altes renoviert und können über die elektrischen Anschlüsse selbst entscheiden. Denkbar wäre folgende Planung: Für die Grundbeleuchtung kommen dimmbare Einbaustrahler oder ein LED-Schienensystem unter der Decke zum Einsatz. Zusätzlich würden die Regale mit Wandleuchten versehen, unter die Hängeelemente kommen Unterbauleuchten. In beiden Fällen könnte man auch mit LED-Strips arbeiten. So können Sie bei Bedarf die Arbeitsflächen fokussiert ausleuchten. Oft ist ja ein Essplatz ganz nah, darüber könnte man eine schöne Hängeleuchte anbringen, die eine Lichtinsel über dem Tisch schafft.“
Lichtspiele
Wenn die Beleuchtung alle funktionalen Ansprüche erfüllt, heißt es: Spielen Sie mit dem Licht! Drapieren Sie kleine Leuchten auf Beistelltischen und in Regalböden, wenn Sie mögen – die Angebotspalette ist in allen Farben und Formen riesig, nicht zuletzt dank der zahlreichen kabellosen Alternativen, die seit einigen Jahren von vielen namhaften Design-Labels angeboten werden! Schaffen Sie Lichtinseln, sorgen Sie für Abwechslung und setzen Sie einzelne Bereiche in Szene. Wie überall im Interior Design gilt auch bei der Beleuchtung: Der individuelle Mix macht’s!
Für welche Leuchten-Modelle man sich entscheidet, hängt u. a. von der Größe des Zimmers ab. In großen Räumen darf es gerne etwas Imposantes sein, etwa eine originelle Designerleuchte als Eyecatcher. Sie würde in einem kleinen Raum eher überdimensioniert wirken.
Es werde Lumen
Die Beschaffenheit des Raumes – insbesondere die Größe und die Höhe – spielt in jedem Beleuchtungskonzept eine wichtige Rolle. Hohe Decken vertragen sich gut mit tieferliegenden Seilsystemen oder Pendelleuchten. Niedrige Decken würden dadurch allerdings optisch noch zusätzlich gedrückt. Hier kann es helfen, die Decke z. B. mit einem Deckenfluter zusätzlich aufzuhellen. Die Gesamthelligkeit – und damit die Lumenzahl – hängt direkt mit der Raumgröße und -höhe zusammen und wird von Fachleuten mit entsprechenden Formeln errechnet. Apropos Lumen, hier ein Vergleich: eine klassische Glühbirne hatte ca. 12 Lumen, moderne LED-Lampen stolze 800! „Wieviel Lumen Sie tatsächlich benötigen, ist natürlich einzelfall- und geschmacksabhängig, aber als Faustregel gilt: für den Wohnraum und Flur 100, für Küche und Bad 300 Lumen pro Quadratmeter“, erklärt Kirsten Fiebig.
Kaltes und warmes Licht
Auch die Farbtemperatur – tatsächlich hat jedes Licht eine eigene Farbe, die als warm oder kalt empfunden wird – entscheidet über die Atmosphäre im Raum. Sie wird in Kelvin gemessen. Zum Vergleich: eine Kerze, die warmgelb scheint, hat ca. 1500 Kelvin, das bläuliche Licht eines bedeckten Himmels kommt auf 7000 Kelvin. Je niedriger die Kelvinzahl, desto wärmer das Licht. Auf die meisten Menschen wirkt übrigens warmes Licht beruhigend, kaltes anregend. Bei der Wahl des Leuchtmittels für die Nachttischlampe sollte das unbedingt berücksichtigt werden.
Kirsten Fiebig: „All diese Dinge sollte man mit in die Planung einbeziehen. Aber letzten Endes ist man selbst damit doch ein bisschen überfordert, insbesondere weil es schwierig ist, das riesige Angebot von Leuchten zu überblicken und die verschiedenen Elemente für die Grund- und Akzentbeleuchtung sinnvoll zu koordinieren. Ein persönlicher Besuch im Fachhandel kann da sehr inspirierend sein.“